Ein großer Teil der deutschen Lieferanten lässt sich in der Corona-Krise auf enorme Forderungsrisiken ein, um Umsätze zu erzielen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Hierzu ein Auzug aus der Pressemitteilung der Atradius Kreditversicherung vom 25. November 2020:

Ein großer Teil der deutschen Lieferanten lässt sich in der Corona-Krise auf enorme Forderungsrisiken ein, um Umsätze zu erzielen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Das geht aus dem aktuellen Zahlungsmoralbarometer Deutschland des internationalen Kreditversicherers Atradius hervor. Demnach fielen seit Beginn der Pandemie 7 % des Gesamtwerts der Forderungen von hiesigen Firmen aus und mussten als uneinbringlich abgeschrieben werden. Das entspricht mehr als einer Verdreifachung zur Vorjahresstudie, bei der dieser Wert noch bei 2,1 % lag. Der Anteil der deutschen Firmen, die in den vergangenen Monaten von Zahlungsverzügen betroffen waren, ist auf 53 % gestiegen (Vorjahresstudie: 32 %). Trotzdem planen mehr als zwei Drittel der Befragten, dass sie die Risiken für Zahlungsausfälle in den kommenden Monaten vom eigenen Unternehmen tragen lassen und in die Selbstversicherung gehen wollen. 34 % der befragten Unternehmen gewährten seit März häufiger Zahlungsziele als vor dem Ausbruch der Pandemie, insbesondere bei Geschäften mit inländischen kleinen und mittelständischen Kunden. Die von den Studienteilnehmern eingeräumten Zahlungsfristen haben sich mit durchschnittlich 92 Tagen mehr als vervierfacht (Vorjahresstudie: 22 Tage).

„Viele Unternehmen befinden sich aufgrund der Corona-Krise in der wohl schwierigsten Situation ihrer Firmengeschichte. Doch gerade jetzt sollten Lieferanten nur verantwortbare Risiken eingehen und nicht auf die Strategie ‚Geschäftsabschluss um jeden Preis‘ setzen“, sagt Dr. Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa von Atradius. „Die Ausweitung der Lieferantenkredite im Inland mag zwar eine Geschäftsbeziehung stützen und dem einen oder anderen treuen Abnehmer helfen, einen Liquiditätsengpass zu überbrücken. Mit jedem Tag, den eine Forderung offen ist, wächst jedoch die Gefahr eines Zahlungsausfalls. Auch mit den staatlichen Konjunkturpaketen und der zeitweisen Lockerung der Insolvenzantragspflicht ist das Zahlungsausfallrisiko aktuell extrem hoch, und das Geld, auf das Unternehmen zu lange warten oder im schlimmsten Fall gar nicht bekommen, fehlt ihnen an anderer Stelle, zum Beispiel um eigene Verbindlichkeiten zu decken. So geraten Lieferanten selbst schnell in Zahlungsschwierigkeiten und gefährden ihre eigene Existenz.“

Transportbranche wartet im Schnitt 200 Tage auf Zahlungseingänge

Neben den 7 % der Außenstände, die als uneinbringlich abgeschrieben werden mussten, lag der Wert der Forderungen, die auch 90 Tage nach Ablauf der Zahlungsfrist immer noch unbeglichen waren, bei 8 %. Dieser erhebliche Anstieg des Ausfallrisikos hat die Eintreibungskosten vieler Studienteilnehmer deutlich erhöht. So mussten 56 % der befragten deutschen Unternehmen zusätzliche Kapazitäten bereitstellen, um offene Forderungen einzuziehen – ein deutlich größerer Anteil im Vergleich zu den durchschnittlich 37 % der Firmen in Westeuropa, die angaben, solche Maßnahmen eingeleitet zu haben. 45 % der deutschen Studienteilnehmer mussten aufgrund fehlender Zahlungseingänge auf externe Finanzierungen zurückgreifen.

Die hohen Eintreibungskosten der deutschen Firmen spiegelt auch der stark gestiegene DSO-Wert (Days Sales Outstanding, durchschnittliche Forderungslaufzeit in Tagen) wider. Dieser misst den Zeitraum zwischen der Rechnungsstellung und dem Zahlungseingang. Je kürzer diese Spanne ist, desto effizienter können Firmen ihre Außenstände einziehen und Liquidität generieren. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie stieg der DSO-Wert bei 41 % der befragten deutschen Firmen um mehr als 10 % und bei 53 % der Umfrageteilnehmer um bis zu 10 %. Nur 7 % konnten ihre Forderungslaufzeit verringern. Unterm Strich liegt der durchschnittliche DSO-Wert deutscher Firmen derzeit bei 150 Tagen und damit weit über dem Wert für Westeuropa (98 Tage). Haupttreiber dieser Entwicklung ist vor allem die stark gestiegene, durchschnittliche Forderungslaufzeit bei Firmen in der hiesigen Transportbranche, wo der DSO-Wert zuletzt bei 200 Tagen lag, sowie bei Unternehmen in der Stahl- und Metallbranche (193 Tage).

Ausfallrisiko zu hoch: Bei 20 % der Geschäfte wurde bereits kein Zahlungsziel gewährt

Das hohe Forderungsrisiko im Inland geht einher mit einer Risikosenkung im grenzüberschreitenden Geschäft, wo die Bereitschaft für Lieferantenkredite bei den deutschen Firmen zuletzt gesunken ist: Von den 20 % des Umsatzvolumens, bei denen deutsche Unternehmen eine Rechnung mit Zahlungsziel ablehnten, entfiel ein Großteil auf Aufträge aus dem Ausland. Häufigster Grund für eine Ablehnung war die erhöhte Gefahr eines Zahlungsausfalls im Land des Abnehmers.

Für das Inlandsgeschäft geben sich die Unternehmen hingegen deutlich optimistischer. Trotz des weiterhin anhaltend hohen Forderungsrisikos wollen deutsche Firmen auch in den kommenden Monaten insgesamt mehr Lieferantenkredite vergeben. 70 % der befragten Firmen erwarten zudem, dass sich die binnenwirtschaftliche Lage im kommenden Jahr verbessern werde. „Es deutet sich an, dass Corona nicht nur eine kurze Delle in der seit mehr als zehn Jahren steigenden Konjunkturkurve Deutschlands ist, sondern unsere Wirtschaft noch lange Zeit beeinträchtigen wird“, sagt Dr. Thomas Langen. „In der jetzigen Phase sind Lieferanten gut beraten, wirtschaftlich grundsätzlich solide Kunden mit Zahlungszielen zu unterstützen, gleichzeitig aber offene Forderungen unbedingt auch zu versichern.“

Auch wir können diese Einschätzung bestätigen. Mehr noch, es werden bestehende Limits reduziert und Neuvertäge teilweise gar nicht mehr von der Versicherungswirtschaft gezeichnet.

Daher sollten weitsichtige Unternehmer „vor der Welle surfen“ und sich aktuell mit den Prozessen und Lösungen zum Liquidtätsmangement auseinandersetzen um damit ihr Unternehmen zu schützen!

Deshalb jetzt einen Termin für die kostenfreie Erstberatung vereinbaren.